Mein Weg in die Selbstständigkeit

Teil 1: Wie ich Kinesiologin wurde

Dies ist ein persönlicher Blogbeitrag. Lange habe ich überlegt, ob ich meine Gedanken teilen möchte. Gedanken und Gefühle mit der Aussenwelt zu teilen, macht verletzbar. Ich bin jedoch der festen Überzeugung, dass wir uns alle in vielerlei Hinsicht sehr ähnlich sind und ich finde, Gefühle zu zeigen, ist eines der Besten Eigenschaften am Mensch sein.

Alles begann vor 6 Jahren. Ich arbeitete 100% in einer Drogerie & Apotheke, lebte in einer glücklichen Beziehung, hatte eine grossartige Familie und wahre Freundschaften und doch hatte ich das Gefühl, etwas fehlt in meinem Leben. Ich hatte das Gefühl, ich bin wie ein Roboter, erfülle die Wünsche anderer und lebte nicht in meinem Rhythmus. Schon immer war ich ein sehr gefühlsvoller Mensch. Ich wollte meine Gefühle ernst nehmen, ihnen zuhören und etwas ändern. Ich überlegte hin und her. Was könnte ich ändern, damit ich wieder mehr zu mir selbst finde?
Meine Arbeitskollegin von damals, erzählte mir eines Tages, dass sie am Morgen in einer Kinesiologie-Sitzung war. Interessiert lauschte ich ihren Erzählungen. Ich kannte die Kinesiologie schon. War selbst als Kind sehr gerne dort gewesen. Ein paar Tage verstrichen und plötzlich hatte ich einen Blitzgedanken. Gibt es eine Ausbildung, wo man Kinesiologie erlernen kann?
Dieser Gedanke ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich recherchierte im Internet und besuchte zwei Info-Anlässe. Noch immer zweifelte ich. Ich bin meist skeptisch gegenüber Veränderungen, sehne mich zwar danach, habe aber auch oft Angst davor. Die Schule in Zürich bat mir nach einer Mail-Korrespondenz an, dass ich zu einer Kinesiologin in eine Sitzung gehen könne, um meine Fragen direkt mit ihr zu klären. Die Kinesiologin hatte die Ausbildung in der Schule in Zürich absolviert und arbeitete nun selbstständig als Kinesiologin. Ich machte einen Termin ab, ging dorthin, stellte meine Fragen und machte mich anschliessend auf den Weg zu der Bushaltestation. Dort an dieser Busstation war es mir klar geworden. Ich möchte das machen. Ich möchte meinem Herzen folgen. Möchte die Veränderung wagen. Also meldete ich mich für die Ausbildung zur Kinesiologin am IKAMED in Zürich an.

Die nächsten 4 Jahre, waren sehr bereichernd. Anstrengend, intensiv, beflügelnd, lehrreich, traurig, schwerelos, lustig – eine Bandbreite an Emotionen. Tiefe Freundschaften durften entstehen.
Ich durfte abtauchen, mir selbst begegnen. Ich konnte meine Gefühle benennen, meine Ängste wahrnehmen, meinen wahren Träumen folgen, Veränderungen akzeptieren lernen. Ich durfte mir selbst in vielen neuen Facetten begegnen. Diese Zeit war sehr wichtig für mich.
Eine Erinnerung möchte ich dazu mit euch teilen. Zu Beginn der Ausbildung durften wir uns selbst einen Brief an unser zukünftiges Ich schreiben. Am letzten Schultag durften wir ihn öffnen.
Ich heulte wie ein Schlosshund, war tief berührt über meine eigenen Worte. Gerne teile ich mit euch ein paar Zeilen dieses Briefes:

Liebes zukünftiges Ich
Wie stark du geworden bist. Du hast bereits schon vieles erlebt und mit Stärke und Zuversicht bewältigt. Du hast deine Selbstzweifel angenommen und daran gearbeitet. Und nun geht es dir besser, mit deinem wahren Selbst. Dein Weg ist nun klar. Du musst ihn nur noch gehen. Mit deinem Mut wirst du alles erreichen, was du dir wünschst.

Dieser Satz „Du musst ihn nur noch gehen.“ war wortwörtlich mein Startschuss in meine Selbstständigkeit. Ich hatte meinen Abschluss in der Tasche, war erschöpft und auch unsicher, wie es nun weitergehen soll. Meine eigenen Worte vor 4 Jahren haben mich ermutigt, meinen Weg zu gehen. Ich selbst habe mich ermutigt, meinem Herzen zu folgen.

Teil 2: Selbstständigkeit – Was es mit mir machte und immer noch macht

Ich entschied mich, 40 % in meine Selbstständigkeit einzutauchen. 60% arbeite ich weiterhin in der Apotheke. Aber wo fängt man an, wenn einem alles offensteht?
Ich spürte, wie ich nervös wurde. Kann ich das? Wird das gutgehen? Bin ich nicht zu jung dafür? Ich erstellte eine To-do-Liste. Diese half mir, den Überblick nicht zu verlieren. Niemand hat mir beigebracht, was ich alles erledigen und haben muss, wenn ich als Dipl. Kinesiologin in meiner eigenen Praxis arbeiten möchte.  Wichtigster Schritt war jedoch, einen passenden Praxisraum zu finden. Leichter gesagt als getan. Ich schaute mir viele Räumlichkeiten an. Mal waren die Nachbarn zu laut, mal der Preis zu hoch. Mal war der Weg zu umständlich, Mal hörte man den Zug rattern. Es gab immer irgendeinen Hacken. Ich muss gestehen, nach 3 Monaten erfolgloser Suche war ich entnervt und frustriert. Dabei half es nicht gerade, wenn Bekannte und Verwandte ständig fragten, ob ich denn nun schon selbstständig arbeite. Nein, war jedes Mal meine Antwort. Nein, ich suche noch meinen passenden Praxisraum.
In meinen Ferien machte ich einen Entschluss und gestaltete ein Praxisraum-Such-Plakat und hing es an meiner Bushaltestelle auf. 2 Tage später meldete sich eine sehr freundliche Dame und wir vereinbarten einen Besuchstermin. Der Raum war perfekt und sogar in meinem Dorf, wo ich wohnte. An derselben Busstation, wo ich den Entschluss fasste, die Ausbildung zur Kinesiologin anzugehen, fand ich nun zu meinem passenden Praxisraum. Die Welt ist schon ein wundervoller und magischer Ort.

Nun konnte es losgehen. Möbel kaufen, Buchhaltungstool einrichten, Webseite gestalten, Visitenkarten, SVA-Anmeldung, Dekomaterial aufhängen, E-Mail-Adresse, Einreichen von Dokumenten, Krankenkassenanmeldungen, Werbung streuen, Versicherungen abschliessen.
Die Liste war endlos. Ich hatte immer etwas zu tun. Anfangs viel Bürokratisches.
Es machte mir Spass, forderte mich aber auch heraus. Es war neu für mich, alles selbst zu entscheiden. Wirklich alles. Was grossartig ist. Jedoch auch beängstigend sein kann. Zweifel wie; „Mache ich das richtig? Wäre ein anderer Vorgang wohl besser?“ stoben ab und zu durch meinen Kopf.

Viele Menschen in meinem Umfeld hatten Ideen, Ratschläge und Vorschläge. Ich weiss, dass war bloss nett gemeint. Mir hat es jedoch oft das Gefühl vermittelt, als wären meine Entscheidungen nicht gut genug und haben mich etwas verunsichert. Immer wieder habe ich mich reflektiert.
Was will ICH? Dieser Satz ist meiner Meinung nach, einer der wichtigsten in der Selbstständigkeit. Nur wenn es von mir selbst entspringt, ist es authentisch. Nur wenn es authentisch ist, wirkt es echt und zieht diese Menschen an, welche zu MIR kommen möchten. Sich selbst sein. Sich selbst bleiben. Hört sich einfach an, ist jedoch mit Selbstarbeit verbunden und dies kann zwischendurch auch ermüdend sein.

Ich war konsequent. Ich habe alles genau so gemacht, wie es sich für mich richtig angefühlt hat. Im November hatte ich meine ersten Klienten. Ich war nervös, jedoch tief berührt. Ich arbeitete in MEINER Praxis als Dipl. Kinesiologin und verdiente damit auch noch mein eigenes Geld.
Nach jeder Sitzung laufe ich aus meiner Praxis und bin erfüllt von Dankbarkeit und Stolz. Es fühlt sich einfach so richtig an. Ich liebe diese Arbeit. Liebe es, dass zu machen, was ich tief in mir spüre.

Foto von Arvind Pillai auf Unsplash

Immer wieder gibt es Situationen, in welchen ich mir denke: „Wie mache ich das?“.
Ja, Selbstständigkeit bedeutet für viele, ständig zu arbeiten. Ich denke, es ist etwas Wahres in diesen Worten. Ich arbeite viel. Manchmal auch an Wochenenden oder am Abend. Ja, auch schon in den Ferien. Was für mich jedoch die wahre „ständige Arbeit“ ausmacht, ist das ständige an sich selbst arbeiten. Wer bin ich als Therapeutin? Wer bin ich als Melanie? Bin ich dieselbe? Wie gehe ich mit Rückschlägen um? Wie mit Wochen, in denen ich keine Klienten habe? Was macht es mit mir, wenn ich Erfolg habe? Wie gehe ich mit Problemen um? Wie manage ich die Work-Life-Balance? Was macht es mit mir?
Eine Schulkollegin hat in einer Schulstunde mal gesagt: Selbstständig ist für sie, ständig sich selbst zu sein. Ich fühle das. Ständig sich selbst sein. Mit allem, was in einem ist.

Ich liebe es selbstständig zu sein. Es ist für mich ein Ausdruck, dass zu leben, was ich liebe.
Etwas zu lieben, bedeutet nicht, dass es immer einfach und leicht ist. Aber ich denke, dass es sich immer lohnt, seinem Herzen zu folgen. Schaue deinen Ängsten ins Gesicht, nehme sie an und umarme sie. Sie können sich in neue Stärken verwandeln.

Foto von Jamez Picard auf Unsplash

Schön, dass du dir die Zeit genommen hast, meinen Gedanken und Worten zu folgen. Ich wünsche mir für dich, dass auch du genau das in deinem Leben tun kannst, was du liebst und in dir trägst. Du bist eine Bereicherung für diese Welt.

Herzlich, eure Melanie

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